Lange hat es mich nicht in der Heimat gehalten. Was bedeutet: Ich bin schon wieder on Tour. Wieder in Holland und ein Grund dafür ist, dass es so nahe liegt. Zwei bis drei Stunden Fahrt und man ist in einer anderen Welt. Dieses mal ist Andi leider nicht dabei, dafür aber Danii – Freundin, Nervensäge, Schnarchersatz für Andi, Geliebte (hihi), Zeltfesthalterin… und natürlich Gina und Lissy. Vier Weiber on Tour. Eigentlich wollten wir schon über Pfingsten losfahren und zuerst nach Amsterdam. Einfach so spontan ohne Vorbuchung. Aber nachdem ich dann im Internet recherchiert habe stellte ich fest, dass 1. alle Campingpltäze voll oder 2. freie Campingplätze sauteuer über Pfingsten sind. Kurzum haben wir alle nicht vorhandenen Pläne über Bord geschmissen und uns für eine komplette Woche nach Pfingsten auf dem Duincamping De Lepelaar in Sint Maartenszee eingebucht. Ich mit den Hunden in meinem Campingbus und Danii im Zelt. Am Montag starteten wir bei schönem Wetter. Die Fahrt verging im Fluge und auch der Aufbau der Zelte war unkompliziert. Sogar Daniis mitgebrachte elektrische Luftmatratzenpumpe funktionierte, innerhalb zwei Minuten war die Matratze aufgepumpt, was von mir im voraus mit viel Skepsis kommentiert wurde.
Dienstags sind wir ein wenig durch die Gegend gefahren. In Julianadorp hatten wir einen Lidl ausfindig gemacht, der sollte angesteuert werden. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch Callantsoog. Dort gingen wir an den Strand und bekamen das erste Mal den Wind zu spüren! Kaum stehen konnte man, der Wind riss uns fast um und der aufgewirbelte Sand wehte über den Strand und fühlte sich an wie kleine Geschosse.
Allzu lange konnte ich mit den Hunden nicht dort bleiben, weil der Sand ihnen genau in Kopfhöhe sprichwörtlich um die Ohren flog. Das Strandcafe auf den Stelzen hatte geöffnet und so wärmten wir uns mit Tee und Kakao dort auf.
Anschließend bummelten wir ein wenig durch Callantsoog. Auf dem Parkplatz beim Lidl war es so stürmig, dass eine Halterung am Dachfenster kaputt gegangen ist. Zum Glück halten die anderen das Fenster noch zu.
Zurück auf dem Campingplatz haben wir uns was zu essen gekocht und dann begann sie langsam auch schon. Meine stürmischste Nacht mit Danii!
Während wir aßen flatterte das Vorzelt immer stärker, bis es sogar zwei Heringe herauszog. Der Wind wurde immer kräftiger, bis hin zum Sturm! Danii hat noch einige Heringe mehr eingeschlagen, damit uns die Zelte nachts nicht weg fliegen. Sturmböen bis 105 km/h wurden angesagt und die haben wir auch deutlich zu spüren bekommen. Bei der letzten Gassirunde habe ich gesehen, dass einige Zelte flach auf den Boden gedrückt wurden vom Wind, eins ist sogar zerrissen.
In der Nacht gab es keine Ruhe vor dem Sturm. In einem durch rumpelte und polterte es, der alte Nugget wackelt so sehr, dass man das Gefühl hatte, er kippt gleich um. Morgens traute ich mich erst gar nicht raus um nachzusehen, ob das Vorzelt noch steht. Und siehe da, es flatterte zwar mächtig, aber steht noch da. Der Wind hat den Reißverschluss der Tür halb aufgerissen und auch die Abdeckung des Fensters.
Trotz starker Böen, die auch heute noch anhalten, wandere ich mit dem Hunden zum Strand. Dafür muss ich einmal komplett über den ganzen Campingplatz laufen. Dieser erstreckt sich nämlich auf einer Länge von ca 1.4 km entlang eines schmalen abgezäunten Dünenareals. Am oberen Teil, der entlang dem Zaun zum Naturschutzgebiet Zwanenwater, ist ein schmaler Pfad von dem es einen guten Ausblick auf die Dünen gibt.
Ab und an sieht man am Horizont sogar das Meer. Im Abschnitt A (wir stehen im Abschnitt N) gibt es einen Ausgang in die Dünen, dieser Weg führt zum Meer. An manchen Stellen ist der Gegenwind so stark, dass ich kaum vorwärts komme. Überall liegen Kuhfladen, das heißt, es können mir auch hier die freilaufenden Hochlandrinder begegnen. Allerdings scheinen die sich bei diesem Unwetter in ihre Schutzhütten verzogen zu haben. Der Strand ist voll mit weißem Schaum bedeckt. Der Sand fliegt wieder in die Augen, so dass man kaum sehen kann. Zum Glück regnet es nicht und es ist auch nicht kalt. Das Meer ist aufgewühlt und hohe Wellen rollen mit weißer Gischt an den Strand.
Nun ist es mittlerweile fast drei Uhr. Ich sitze im warmen Bus und schreibe, Danii betreibt Wellness in der Dusche und ein Ablassen des starken Windes ist noch nicht in Sicht. Laut Wettervorhersage soll der Sturm bis 17.59 Uhr anhalten. Ich werde genau auf die Uhr schauen!
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